Stimm-und Sprechübungen sind auch immer Atemübungen
Atem und Stimme hängen unmittelbar zusammen. Daher sind Stimm- und Sprechübungen auch immer Atemübungen. Hier sind 10 einfache Übungen zum Stimmtraining.
Wie immer geht es um das Training von Muskeln und die wollen möglichst regelmäßig trainiert werden. Außerdem mögen es Muskeln gerne, wenn sie in gleichmäßigen, rhythmischen Strukturen agieren können.
Diese 10 Stimmtraining Übungen sollten also oft wiederholt werden. Im besten Falle werden sie zu einem festen Bestandteil Deines Alltags. Die Übungen sind nur für Dich gedacht und es sollte Dir wirklich egal sein, wie sie aussehen oder wie sie sich anhören. Am besten also, Du bist dabei alleine.
1.–5. Das tägliche Aktivieren der Stimme, gleich nach dem Aufstehen:
Nase freimachen – kräftig schnauben
Lippen flattern
Zunge flattern
Gähnen, dabei einen „Hhmm“- Ton erzeugen, Kaubewegungen
Grimassenschneiden, Gesichtsmassage
Diese 5 Übungen sind ein tolles WarmUp, manchmal muss man Niesen, weil es durch die Vibrationen ganz schön in der Nase kitzelt. Guten Morgen, liebe Stimme!
6.–8. Aktivierung der Atmung
Langes Ausatmen auf „FFF!“ — dann die Luft durch den geöffneten Mund hineinströmen lassen.
Tiefes Einatmen durch die Nase, gleichmäßig in Rücken, Bauch und Brust. — Atem kurz anhalten, dann durch den weit geöffneten Mund ausatmen. Der Brustkorbes bleibt dabei aufgerichtet.
Mit dem Einatmen (durch die Nase) die Arme seitlich noch oben heben (Handflächen zeigen nach oben), mit dem Ausatmen auf „FFF!“ Arme nach unten bewegen, gegen imaginären Widerstand.
9.–10. Bewegung und Resonanz
Schultern einzeln und sehr bewusst kreisen (exakt 360º), linke Schulter vor und zurück, rechte Schulter… Achte darauf, dass es wirklich jedesmal exakt 360º sind. So trainierst Du nämlich gleichzeitig Deinen Geist und Dein Vorstellungsvermögen.
Lockeres Kopfkreisen (mit Kaubewegungen und „Hhmm“-Ton, Tonhöhe für „Hhmm!“ variieren). Wenn z.B.der Ton höher ist wandert die Resonanz automatisch mehr in den Kopf.
Ich freue mich, wenn Dir die Übungen gelingen. Wenn du Fragen hast, kann Du mich gerne hier kontaktieren.
Stelle Dir mal einen Schwamm vor! Du drückst ihn fest zusammen, hältst ihn in eine Schüssel mit Wasser und öffnest Deine Hand. Der Schwamm wird sich mit Wasser vollsaugen. So ähnlich funktioniert es mit der Stimme und der Atmung. So ähnlich.
Das Gefühl des sich vollsaugenden Schwammes haben wir immer, wenn wir unbedingt Luft holen müssen, zB nach dem Tauchen. Unsere Lunge füllt sich mit dem lang ersehnten Sauerstoff.
Das Bild des Schwammes müssen wir unbedingt im Kopf behalten – auch wenn es in Wirklichkeit etwas anders aussieht – aber noch viel besser!
Das Zusammendrücken des Schwammes entspricht dem Ausatmen, alle Luft wird rausgedrückt. Deine Hand im Wasser entspricht der Einatmung, neues Wasser wird aufgesogen. Im menschlichen Atemzyklus ist Ein-und Ausatmung mit Muskelaktivitäten verbunden.
Das Zwerchfell spannt sich beim Einatmen an und streckt sich bei der Ausatmung. Dann ist erst einmal Pause… In der Atempause ist gar nichts. Da ist Pause. P‑A-U-S‑E. — Ich schreibe das so deutlich, weil wir diese Atempause meistens ignorieren und deshalb auch unsere Stimme um ihre nötigen Ruhephasen bringen…
In der Pause gehen wir jetzt einmal in den Garten und setzen uns auf die Wippe:
Die Muskeln von Atem und Stimme
Antagonisten bei der Stimmerzeugung
Die Muskeln des Atems
Zwerchfell, Bauch- und Rippenmuskulatur
Rücken- und Nackenmuskulatur.
Die Muskeln der Stimme
Stimmlippen (Stimmbänder)
Muskeln im Ansatzrohr (Zunge, Lippen, weicher Gaumen, Gesichtsmuskulatur
Atem und Stimmmuskeln arbeiten als sogenannte Antagonisten, d.h.: Streckt sich der eine, zieht sich der Andere zusammen und umgekehrt. Wie bei der Wippe also.
Das ist toll, denn so kann sich der ganze Kreislauf immer wieder selbst neu beleben:
Wir setzen in die Ausatmung den Widerstand unserer Stimme und erreichen dadurch eine tiefere Einatmung.
Beim Einatmen strömt die Luft in unseren unteren Rücken und dehnt einen Teil des Brustkorbes aus.
Beim Ausatmen können wir mit Hilfe der Stimmbänder Klänge und Töne erzeugen. Mit der Zunge, den Lippen und dem Gaumen können wir allerlei Geräusche und Laute erzeugen, die dann zusammen mit dem Klang der Stimmbänder zu Sprache oder Gesang werden können.
Das Training der Stimme funktioniert wie ein Sport
Beim Sport trainieren wir Muskeln. Egal ob das Tennis, Hockey, Rudern, Singen oder Geige spielen ist. Sogar Schach ist ein Sport. Auch beim Training der Stimme geht es darum, Bewegungsabläufe zu üben, bis sie möglichst spielend leicht funktionieren. Diese Bewegungsabläufe sind eine Kombination aus körperlicher und geistiger Aktivität.
Die Gewichtung von beiden ist immer unterschiedlich. Manche dieser Bewegungen kann man sehen, andere nicht. Manche Muskeln lassen sich leicht durch unser Bewusstsein steuern, andere wieder nicht. Wenn etwas gut trainiert ist – also wenn man etwas kann – macht es Spaß, damit umzugehen. Dieser Spaß überträgt sich auch auf andere.
Der Zusammenhang zwischen Sport und Stimme mag sich zunächst nicht gleich erschließen. Das liegt daran, dass wir die Stimme meistens als etwas von der Natur Gegebenes ansehen, was einfach da ist und sich nicht verändern lässt. Den Charakter unserer Stimme können wir auch nicht verändern. Er ist ein Bestandteil unserer Persönlichkeit so wie die Farbe unserer Augen oder die Form unserer Nase.
Was wir aber mit der Stimme machen, wie wir mit ihr umgehen, das entscheiden wir selbst.
Sport und Stimme
Aktivität von Muskeln
Die Stimme ist eine Aktivität von Muskeln und daher können wir sie wie einen Sport trainieren. Dieser Sport kann unterschiedliche Ziele haben. Je nachdem ob Du ein guter Sprecher, Redner, Sänger, Bauchredner, Stimmenimitator oder Vorleser werden willst. Beim Stimmsport trainieren wir vor allem die Atem- und die Stimmmuskulatur.
Sport bedeutet Training von Bewegungen und Bewegungsabläufen. Wir wiederholen sie, trainieren wieder und immer wieder, bis sie sich schließlich im Körpergedächtnis festsetzen und unbewusst ablaufen, sei es beim Spiel oder beim Wettkampf.
Beim Stimmsport geht es genauso. Allerdings sind viele Bewegungsabläufe bei der Stimmaktivität unsichtbar und oft haben wir keinen bewussten Zugriff auf sie.
„Strecken sie doch einmal ihre Stimmbänder ganz weit nach hinten!“ Das wir ja ja wohl so einfach nicht gelingen!
Wir können diese Muskeln nicht sehen. Sie arbeiten im Verborgenen. Sie tun das, was sie tun müssen, wenn sie vom Gehirn die entsprechenden Befehle bekommen. Die Bewegungsabläufe beim Gebrauch der Stimme, das Zusammenwirken von Atem und Stimm-Muskulatur, sind unsichtbar. Den Bewegungsablauf beim Aufschlag im Volleyball kann ich klar sehen, sogar in Zeitlupe.
Im Stimmsport erlangen wir einen Zugang zu diesen unsichtbaren Bewegungsabläufen und trainieren sie. Meistens benutzen wir einfache körperliche Bewegungsabläufe, die sichtbar sind, und stellen so ein Zusammenwirken von äußerer Muskulatur und Atem- Stimmmuskulatur her. Machmal helfen wir uns beim Training der Stimme auch mit inneren Bilder und Vorstellungen.
Durch Sport gesund und zufrieden
Training von Körper und Geist
Aber Stimmsport ist noch viel mehr als nur ein Training der Stimme. Der intensivere Einsatz des Atems macht uns ausgeglichener und zufriedener. Wir fühlen uns angenehm belebt und zuhause in unserem Körper. Wir spüren, dass wir lebendig sind und stark. Wir denken und handeln im Einklang von Körper und Geist. Das Bewältigen von Herausforderungen belohnt uns mit Gefühlen von Glück und Zufriedenheit. Stimmsport baut Streß ab und aktiviert das Immunsystem.
Training der Muskulatur — Training der Stimmung
Beim alltäglichen Sprechen denken wir nicht darüber nach, wie die Stimme funktioniert, sondern wir konzentrieren uns darauf, was wir sagen wollen. Hier spielen unser Wille zum Ausdruck aber auch unsere momentane Befindlichkeit eine Rolle. Die Stimme ist immer auch ein Ausdruck unserer inneren Stimmung. Wie geht es mir gerade? –
Leider können wir unsere Mitmenschen hier nicht belügen. Und wenn wir es versuchen, wird es immer unglaubwürdig bleiben. Die Anderen sind nämlich auch Inhaber/innen einer Stimme und spüren instinktiv, wie es mir geht. Im schlimmsten Falle habe ich mein Gegenüber zwar irgendwie angesprochen aber nicht wirklich erreicht.
Stimmsport ist also nicht nur ein reines Training der Stimmmuskeln sondern auch ein mentales Training. Wir trainieren, geistig fokussiert zu bleiben und unsere Befindlichkeit mit in die Waagschale zu werfen. Im besten Fall ist diese Befindlichkeit gut, überzeugend, mitreissend. Eine sehr gute Art Stimmsport zu treiben kann auch Singen sein!
Und wieder ist die Zeit der Kraniche Immer wieder im Frühjahr kehren sie zurück, um im Herbst wieder davon zu fliegen.
Das Gekrächze und Geschnatter ihrer lauten Stimmen am Himmel ist nicht zu überhören.
Die Kraniche. Das Sinnbild unserer Träume von Ferne und Weite. In unbekannte warme Länder fliegen sie, wenn es kalt wird. Im kalten Winter lassen sie uns alleine zurück und kehren erst wieder wenn sich der Frühling bemerkbar macht.
Der Flug der Kraniche hat für uns etwas Magisches.
Wir sehen diese seltsamen dreieckigen Formationen am Himmel und vernehmen ihren charakteristisches tromptenhaften Ruf. Immer wieder schwingt sich dieses Dreieck am Himmel auf, bis es schließlich am Horizont verschwindet, um Platz zu machen für die nächste Gruppe, die wieder kreist und trompetet. Warum schreien Kraniche im Flug? Wir sind sind fasziniert von der Ordnung die wir sehen. Vom geheimnisvollen Prinzip der Kommunikation, das dahinter steckt. Wir sehen diese Gebilde von Riesenvögeln und hören ihre starken Stimmen. Dann fragen wir uns manchmal: „Wie machen die denn das?“ — Und denken auch: „Das will ich auch.“ So harmonisch in einer Gruppe zu schwingen, wo jeder seinen Platz kennt und doch jeder Platz immer wieder neu entworfen wird. Und die Reise geht gemeinsam nach Süden und gemeinsam wieder zurück.
Futterplätze in Brandenburg
Im brandenburgischen Linum, etwa 60km Kilometer nordöstlich von Berlin, treffen sie sich zweimal im Jahr um ihren gemeinsamen Abflug oder ihre gemeinsame Rückkehr zu organisieren oder auch zu feiern?- Hier treffen sich Kraniche aus dem gesamten nordeuropäischen Raum. Und für die Tiere gehört sogar Russland noch zu Europa! Auf abgeernteten Ackerflächen finden sie Nahrung. Es werden Trainingsflüge unternommen. Heerscharen von Fotografen und Kranichbegeisterten finden sich ein, um diesen eindrucksvollen Vögeln näher zu kommen. Ein Näherkommen, was immer mit dem größtem Respekt einhergeht, die Schwärme der Kraniche nicht an ihren Futterplätzen zu stören. Denn sie sind sehr scheu und müssen Kraft tanken für ihre lange Reise im tausende Kilometer langen Flug.
Seltsam, dass es gerade Linum ist, wo sie sich immer treffen.
Ich bin in den letzten Jahren im Frühjahr und Herbst immer wieder nach Linum gefahren und habe mich von den Kranichen faszinieren lassen. Und seltsam, immer wieder findet sich auch im Winter hier und dort noch ein Pärchen oder eine kleinere Gruppe von Kranichen, die, so scheint es, nicht abgeflogen oder schon früher zurückgekehrt sind?
Auf den Äckern von Borgsdorf und Nassenheide waren sie oft auch außerhalb der großen Schwärme im Winter anzutreffen. Ich habe eine gute Kamera mit vorzüglichem Teleobjektiv und war glücklich, sie immer wieder gut vor die Linse bekommen. Was bewegt sie, hierzubleiben oder früher zurückzukommen? — Vielleicht: „Du Schatz, lass uns doch dieses Jahr einfach mal zuhause bleiben…“- Wir werden es nie herausbekommen. Und wir tun gut daran, sie auch weiterhin zu bewundern und uns zu freuen, dass Natur auch dann funktioniert, wenn wir sie nicht verstehen.
Die Luftröhre der Kraniche ist länger ist als ihr Körper.
Eines ließ mich als Stimmexperten allerdings nicht ruhig schlafen:
Wie können die Kraniche so unglaublich laut und durchdringend trompeten und im Flug schreien? Wodurch bekommen sie diese kräftigen, starken Stimmen? Hier klärt mich die Kranichexpertin der NABU in Linum auf: Die Luftröhre der Kraniche ist länger ist als ihr Körper. Mehrfach geschlungen füllt sie ihren Brustkorb. Sie dient sowohl als mächtiger Resonanzraum für die Stimme als auch als gigantischer Umschlagplatz für Sauerstoff im Innern der Vögel. So schaffen sie es, diesen langen Flug über mehrere zehntausend Kilometer zu bewältigen und können selbst über weite Entfernungen miteinander kommunizieren.
Huih, das ist doch eine Sache! Mehrfach geschlungene Luftröhre im Brustkorb! Kommunikation über weite Entfernungen!
Kriegen wir das auch hin? — Vermutlich nicht. Aber wir können es uns als ein gutes Beispiel nehmen für unsere menschliche Disposition. — Unsere Stimme ist auch für uns ein wichtiges Kommunikationsmittel und die Luftröhre einer der Resonanzräume dafür. Beide sind Bestandteile unserer Atmung der Quelle und dem Treibstoff unserer Lebensenergie. Stimme und Atmung können wie einen Sport trainieren